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Brandanus Daetrius

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Brandanus Daetrius wurde 1607 in Hamburg als Sohn des Schreib- und Rechenmeisters Hieronymus Brandanus Daetrius geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog er zu wohlhabenden Verwandten nach Einbeck und besuchte ab 1630 die Universität in Helmstedt. Während seines dortigen Theologiestudiums schloss er sich den irenischen Positionen seines Lehrers Georg Calixt (1586–1656) an. Kennzeichnend für den Irenismus waren vor allem die Bemühungen um eine friedliche Lösung der zeitgenössischen Konfessionskonflikte. So forderte Calixt, sich auf bestimmte Glaubensartikel der ersten fünf Jahrhunderte im Christentum zu beschränken, da diese sowohl im Luthertum als auch in der reformierten und römisch-katholischen Kirche akzeptiert würden. Um die religiösen Herausforderungen zu überwinden, bedurfte es im Sinne des irenischen Gedankenguts der politischen Macht und Legitimation des Fürsten.
Daetrius begleitete Calixt während seines Studiums auf einigen Reisen, die ihn unter anderem nach Gotha zu Herzog Ernst I. dem Frommen (1601–1675), nach Weimar und Würzburg führten. Anschließend kehrte er nach Helmstedt zurück und schloss dort 1636 seine Ausbildung mit einer Disputation über die Gegenwart des Leibes und des Blutes Christi im Abendmahl ab.
Am 9. Mai 1636 wurde Daetrius in Helmstedt zum Prediger ordiniert. Etwa zur selben Zeit benötigte der reformierte Rechtsgelehrte, Theologe und Philosoph Hugo Grotius (1583–1645) als Gesandter der schwedischen Königin Christina (1626–1689) in Paris einen Prediger für das dortige schwedische Gesandtschaftspersonal lutherischer Konfession. Da Grotius wie Calixt irenische Ideen vertrat, berief er Brandanus Daetrius als Schüler von Calixt in dieses Amt. Bis 1638 blieb Daetrius in Paris, wo eine Freundschaft zwischen ihm, Grotius und dessen Sohn Peter entstand.
Daetrius kehrte 1638 nach Helmstedt zurück und wurde schließlich Pastor in Weende bei Göttingen, bis ihn Herzog Georg von Braunschweig-Lüneburg (1582–1641) zum Hofprediger berief. 1643 wurde er Hofprediger und Konsistorialrat am Auricher Hof, nachdem ihn die Universität Helmstedt am 14. März mit einer Disputation über die Taufe zum Doktor der Theologie promoviert hatte. Bereits drei Jahre später erhielt er die Position des Stadtsuperintendenten von Braunschweig. 1657 versuchte Herzog August der Jüngere von Braunschweig-Wolfenbüttel Daetrius als Superintendenten für sein Fürstentum zu gewinnen, was dieser aber unter anderem auf Grund eines höheren Gehaltsangebots des Braunschweiger Stadtrats zunächst abschlug. Wenige Jahre später folgte Daetrius dem erneuten Ruf des Herzogs, verbunden mit der Aussicht auf ein noch höheres Gehalt und dem Angebot, den Herzog bei wichtigen Reformen im Schulsystem des Fürstentums zu unterstützen. Von 1662 bis zu seinem Tode 1688 stand er im Dienst der Herzöge zu Braunschweig-Wolfenbüttel.

DVCATVS BRVNSVICENSIS fereq[ue] LVNÆBVRGENSIS, Cum adjacentibus Episcopatibus, Comit[atibus], Domin[iis]. etc. […] (Die Herzogtümer Braunschweig sowie (nahezu vollständig) Lüneburg mit angrenzenden Bistümern, Grafschaften, Herrschaften etc.) [ca.1630].

Aus: Theatrum Orbis Terrarum, sive Atlas Novus […] (Schauplatz des Erdkreises, oder Neuer Atlas), hrsg. von Willem und Joan Blaeu, Bd. 1, Amsterdam 1645.

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Die Karte zeigt in einem Maßstab von etwa 1:360.000 den von Wolfenbüttel aus regierten Teil der welfischen Besitzungen in den 1620er Jahren. Dieses Gebiet erstreckte sich vom Steinhuder Meer und Deister bis zum Elm, vom Solling bis zum Harz. Es setzte sich zusammen aus den Fürstentümern Wolfenbüttel, Calenberg und Göttingen, aus großen Teilen des Stifts Hildesheim, ferner den Grafschaften Blankenburg und Hohnstein. Daneben sind auf der Karte im Norden aber auch Besitzungen der Lüneburger Linie des welfischen Gesamthauses sowie von West nach Ost zudem die Grafschaft Schaumburg, das (sog. Kleine) Stift Hildesheim, das zu dieser Zeit lüneburgische Fürstentum Grubenhagen, die Grafschaften Wernigerode und Stolberg sowie das Stift Halberstadt zu erkennen.

Den dieser Karte zugrundeliegenden Kupferstich schuf Ende der 1620er Jahre Caspar Dauthendey († ca. 1639/40), der am Hofe des Herzogs Friedrich Ulrich in Wolfenbüttel als Mathematiker, Landvermesser, Architekt und Bauverwalter tätig war. Die Karte wurde seit Mitte der 1630er Jahre von den Amsterdamer Kartographen und Verlegern Willem Janszoon (1571-1638) und Joan (1596–1673) Blaeu in ihrem mehrteiligen „Novus Atlas“ verwendet, der unter variierten Titeln und vielfach erweitert in dichter Folge Neuauflagen erlebte. Die vorliegende Abbildung stammt aus einer Ausgabe aus dem Jahre 1645. Die Karte fand jedoch in leicht modifizierter Form auch Aufnahme in anderen Kartenwerken jener Zeit. In den 1640er Jahren nutzte sie der Verleger Johann Janssonius (1588-1664), größter Konkurrent der Familie Blaeu, für seine Werke, später dann auch Frederik de Wit (1610-1698).

Weiterführende Literatur: Fritz Hellwig: Caspar Dauthendey und seine Karte von Braunschweig, in: Speculum Orbis. Zeitschrift für alte Kartographie und Vedutenkunde 2/1 (1986), S. 25-34.