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Eberhard Finen

Eberhard Finen (HAB, PS A 6548)
Eberhard Finen (HAB, PS A 6548)

Zwischen Anpassung und Widerstand. Der Hofprediger Eberhard Finen und die fürstlichen Konfessionswechsel in Braunschweig-Wolfenbüttel um 1700

Eberhard Finen übernahm am 18. Oktober 1706 das Amt des Beichtvaters sowie des Hof- und Schlosspredigers im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Geboren 1668 als Sohn des Kaufmanns und Ratsherrn Hans Finen in Braunschweig, studierte Eberhard Finen Theologie an der Universität Jena. 1698 übernahm er zunächst ein Diakonat an der Helmstedter St. Stephani-Kirche, 1704 stieg er dann zum Prediger am Dom St. Blasius zu Braunschweig auf, wo er bis zu seinem Tod am 12. April 1726 wirkte. 1706 folgte die Ernennung zum Superintendenten der Inspektion Campen und zwei Jahre später die Berufung zum Konsistorialrat in Wolfenbüttel, ein Jahr darauf die zum Abt des Klosters Michaelstein bei Blankenburg.

Durch die Vielzahl seiner Ämter wurde Finen nicht selten in Auseinandersetzungen verwickelt. Zu nennen sind vor allem die Konflikte mit dem Domkapitel von St. Blasius, der Stadtgeistlichkeit des Herzogtums sowie mit dem regierenden Wolfenbütteler Herzog Anton Ulrich. Doch trotz all dieser Konflikte war Finen offenbar bis zum Tod des Herzogs einer der engsten fürstlichen Berater.

Auch nach dem Tod Anton Ulrichs 1714 blieb Eberhard Finen Hofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel. Gleichwohl verlor er an Einfluss, was unter anderem daran erkennbar ist, dass mit Gottlieb Treuer ein dem Rang nach höherer Oberhofprediger eingesetzt wurde, der zugleich die vorher von Finen bekleidete Position des Beichtvaters des nunmehr regierenden Fürsten August Wilhelm einnahm. Dem jüngeren Bruder Ludwig Rudolph hingegen, der das benachbarte Fürstentum Blankenburg inne hatte, nahm Finen bis zu seinem Tod die Beichte ab und diente diesem als enger Ratgeber.

In dieser Studie wird anhand eines historisch-biografischen Ansatzes der Hofprediger Eberhard Finen im Spannungsfeld der wechselnden und durchaus widerstreitenden Akteure und Institutionen dargestellt. Die Identifizierung und Analyse der Konfliktfelder, die Frage, wie Finen sich in den jeweiligen Gemengelagen verhielt und welche Konsequenzen sein Handeln für ihn hatte, geben Auskunft über die grundsätzlichen Perspektiven von Hofpredigern im 18. Jahrhundert. Im Vergleich mit den Handlungsspielräumen von Hofgeistlichen in anderen Territorien des Reiches wird erkennbar werden, inwieweit Finens Situation und sein Verhalten exemplarisch für Hofprediger zu dieser Zeit waren.

DVCATVS BRVNSVICENSIS fereq[ue] LVNÆBVRGENSIS, Cum adjacentibus Episcopatibus, Comit[atibus], Domin[iis]. etc. […] (Die Herzogtümer Braunschweig sowie (nahezu vollständig) Lüneburg mit angrenzenden Bistümern, Grafschaften, Herrschaften etc.) [ca.1630].

Aus: Theatrum Orbis Terrarum, sive Atlas Novus […] (Schauplatz des Erdkreises, oder Neuer Atlas), hrsg. von Willem und Joan Blaeu, Bd. 1, Amsterdam 1645.

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Die Karte zeigt in einem Maßstab von etwa 1:360.000 den von Wolfenbüttel aus regierten Teil der welfischen Besitzungen in den 1620er Jahren. Dieses Gebiet erstreckte sich vom Steinhuder Meer und Deister bis zum Elm, vom Solling bis zum Harz. Es setzte sich zusammen aus den Fürstentümern Wolfenbüttel, Calenberg und Göttingen, aus großen Teilen des Stifts Hildesheim, ferner den Grafschaften Blankenburg und Hohnstein. Daneben sind auf der Karte im Norden aber auch Besitzungen der Lüneburger Linie des welfischen Gesamthauses sowie von West nach Ost zudem die Grafschaft Schaumburg, das (sog. Kleine) Stift Hildesheim, das zu dieser Zeit lüneburgische Fürstentum Grubenhagen, die Grafschaften Wernigerode und Stolberg sowie das Stift Halberstadt zu erkennen.

Den dieser Karte zugrundeliegenden Kupferstich schuf Ende der 1620er Jahre Caspar Dauthendey († ca. 1639/40), der am Hofe des Herzogs Friedrich Ulrich in Wolfenbüttel als Mathematiker, Landvermesser, Architekt und Bauverwalter tätig war. Die Karte wurde seit Mitte der 1630er Jahre von den Amsterdamer Kartographen und Verlegern Willem Janszoon (1571-1638) und Joan (1596–1673) Blaeu in ihrem mehrteiligen „Novus Atlas“ verwendet, der unter variierten Titeln und vielfach erweitert in dichter Folge Neuauflagen erlebte. Die vorliegende Abbildung stammt aus einer Ausgabe aus dem Jahre 1645. Die Karte fand jedoch in leicht modifizierter Form auch Aufnahme in anderen Kartenwerken jener Zeit. In den 1640er Jahren nutzte sie der Verleger Johann Janssonius (1588-1664), größter Konkurrent der Familie Blaeu, für seine Werke, später dann auch Frederik de Wit (1610-1698).

Weiterführende Literatur: Fritz Hellwig: Caspar Dauthendey und seine Karte von Braunschweig, in: Speculum Orbis. Zeitschrift für alte Kartographie und Vedutenkunde 2/1 (1986), S. 25-34.