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Basilius Sattler

Basilius Sattler (HAB, PS A 18745)
Basilius Sattler (HAB, PS A 18745)

Die Macht des Hofpredigers. Basilius Sattler im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1569-1624

Basilius Sattler (1549-1624), aus dem Württembergischen stammend, gehörte zu einer Gruppe von Theologen, die 1569 von Herzog Julius ins Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel berufen wurden, weil bei Einführung der Reformation in diesem Territorium (1568) zunächst nicht genügend ausreichend qualifizierte protestantische Geistliche aus dem eigenen Land zur Verfügung standen. Rhetorisch geschickt, hochgelehrt und in hohem Maße konfliktfähig, gelang es Sattler, sich über einen langen Zeitraum als einer der führenden Theologen des Landes zu etablieren. Nach ersten Anstellungen als Hauslehrer, Diakon und Pfarrer gestaltete er ab 1577 als Professor für Homiletik und Vizerektor die Entwicklung der Universität Helmstedt in ihrer frühen Phase mit. 1586 wurde er zum Hofprediger in die rasch expandierende welfische Residenz Wolfenbüttel berufen. Nachdem er bereits zuvor mehrfach Mitglied des Konsistoriums gewesen war, übertrug man ihm ab 1589 die Leitung dieser höchsten Kirchenbehörde. Sattler kann als eine der maßgeblichen Figuren der lutherischen Konfessionsbildung sowie des Aufbaus einer evangelischen Landeskirche in Braunschweig-Wolfenbüttel gelten. Unter seiner Führung gewann das Konsistorium zeitweilig einen sehr hohen Grad an Autonomie gegenüber konkurrierenden Regierungseinrichtungen. Neben der Seelsorge und der Arbeit als Konsistorialrat war auch die Politikberatung ein wichtiges Wirkungsfeld, auf dem Sattler es verstand, erheblichen Einfluss sowohl auf die Entscheidungen der Herzöge Julius, Heinrich Julius und Friedrich Ulrich wie auch weiterer Mitglieder der fürstlichen Familie und verschiedener Herrschaftsinstitutionen des Landes zu gewinnen.

Ziel der Studie über Basilius Sattler ist es, über den historisch-biographischen Zugriff das politische Handeln eines Hofgeistlichen in einer an Umbrüchen, Konflikten und strukturbildenden Aushandlungsprozessen reichen Zeit aus mikrosozialer Perspektive zu beschreiben und zu verstehen. Die Theologenbiographie wird in diesem Ansatz zur Sonde in die politische Kultur und herrschaftliche Entscheidungspraxis um 1600.

DVCATVS BRVNSVICENSIS fereq[ue] LVNÆBVRGENSIS, Cum adjacentibus Episcopatibus, Comit[atibus], Domin[iis]. etc. […] (Die Herzogtümer Braunschweig sowie (nahezu vollständig) Lüneburg mit angrenzenden Bistümern, Grafschaften, Herrschaften etc.) [ca.1630].

Aus: Theatrum Orbis Terrarum, sive Atlas Novus […] (Schauplatz des Erdkreises, oder Neuer Atlas), hrsg. von Willem und Joan Blaeu, Bd. 1, Amsterdam 1645.

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Die Karte zeigt in einem Maßstab von etwa 1:360.000 den von Wolfenbüttel aus regierten Teil der welfischen Besitzungen in den 1620er Jahren. Dieses Gebiet erstreckte sich vom Steinhuder Meer und Deister bis zum Elm, vom Solling bis zum Harz. Es setzte sich zusammen aus den Fürstentümern Wolfenbüttel, Calenberg und Göttingen, aus großen Teilen des Stifts Hildesheim, ferner den Grafschaften Blankenburg und Hohnstein. Daneben sind auf der Karte im Norden aber auch Besitzungen der Lüneburger Linie des welfischen Gesamthauses sowie von West nach Ost zudem die Grafschaft Schaumburg, das (sog. Kleine) Stift Hildesheim, das zu dieser Zeit lüneburgische Fürstentum Grubenhagen, die Grafschaften Wernigerode und Stolberg sowie das Stift Halberstadt zu erkennen.

Den dieser Karte zugrundeliegenden Kupferstich schuf Ende der 1620er Jahre Caspar Dauthendey († ca. 1639/40), der am Hofe des Herzogs Friedrich Ulrich in Wolfenbüttel als Mathematiker, Landvermesser, Architekt und Bauverwalter tätig war. Die Karte wurde seit Mitte der 1630er Jahre von den Amsterdamer Kartographen und Verlegern Willem Janszoon (1571-1638) und Joan (1596–1673) Blaeu in ihrem mehrteiligen „Novus Atlas“ verwendet, der unter variierten Titeln und vielfach erweitert in dichter Folge Neuauflagen erlebte. Die vorliegende Abbildung stammt aus einer Ausgabe aus dem Jahre 1645. Die Karte fand jedoch in leicht modifizierter Form auch Aufnahme in anderen Kartenwerken jener Zeit. In den 1640er Jahren nutzte sie der Verleger Johann Janssonius (1588-1664), größter Konkurrent der Familie Blaeu, für seine Werke, später dann auch Frederik de Wit (1610-1698).

Weiterführende Literatur: Fritz Hellwig: Caspar Dauthendey und seine Karte von Braunschweig, in: Speculum Orbis. Zeitschrift für alte Kartographie und Vedutenkunde 2/1 (1986), S. 25-34.